Patente und EMF


Patente und elektromagnetische Felder (EMF) haben etwas gemeinsam: beide Bereiche erscheinen vielen Mitmenschen als mystisch, als schwer beschreibbar. So kommt es wohl auch zustande, dass in dem Bereich Patente über EMF bzw. „Elektrosmog“ sehr viele Ideen zu finden sind, die wohl viele Amateure haben, aber nur wenige so öffentlich zu Papier bringen. Ich möchte Ihnen einen Einblick geben, was an technischen Lösungen bekannt ist, wie bestimmte Geräte funktionieren, über die Sie sonst keine Informationen bekommen. Natürlich sagen die Hersteller, das Gerät funktioniert so und so, es wäre aber nicht das erste Mail, dass ich in praktischen Tests zum Erstaunen der Käufer und teilweise der Verkäufer, nachweise, dass da vieles behauptet wird, was nicht nachweisbar ist. Man kann auch sagen: viele Effekte beruhen auf Einbildung.

Die nun folgenden Bilder und Texte sind Patenten entnommen, aber zum Schutze der Patentinhaber zumeist etwas verändert bzw. so zitiert, dass Sie im Zweifelsfalle das entsprechende Patent selbst besorgen sollten. Beispiel: patenter-schutz-gegen-emf-funkarmezone Zweifelsohne erkennt der Elektrosmog geschulte Leser das schädliche Mobiltelefon und erkennt, dass die Mütze den Kopf schützen soll. Wir zitieren den Erfinder: Die Erfindung betrifft eine Mütze 1 mit in das Gewebe 4 oder in das Futter 2 eingewebten, elektrisch leitfähigen und wenigstens teilweise verbundenen Fasern 6 oder metallisierte Folie 5. Diese Mütze 1 wirkt, verstärkt durch einen Seitenschutz 18 ähnlichen Aufbaus, als Faradayscher Käfig zur Abschirmung von elektromagnetischen Wellen von Handyfunkgeräten 17.

Bei anderen Texten verschließt sich mir einfach der Sinn und die Wirkungsweise. Vielleicht ist für Sie auch wichtig zu hören, dass ich hier aus dem frei formulierbaren Text eines Patentes zitiert habe, der manchmal ganz bewusst so formuliert wird, dass man die Technik, die hier patentrechtlich geschützt wird, nicht versteht, also quasi so formuliert, dass ein Mitbewerber die Sachlage nicht versteht und entsprechend nicht nachbauen kann. Denn ein Patent schützt nur dann gegen Nachbau, wenn man auch die Möglichkeit hat, sich gegen Patentverletzer vorzugehen- ein in der Bundesrepublik gar nicht so einfacher Vorgang. Die Erfindung betrifft einen optimierten, passiven Nahfeld-Schwingungsenergie-Erzeuger mit mehreren, aufeinander folgenden, in einem Kupferröhrchen 1 eingefassten Mineralien 4, 6, 10 sowie natürlichen Feststoffen 7, welche durch auf der Außenfläche und/oder Außenseite des Röhrchens befindliche Stand- sowie Halterungselemente 8 und 11 ergänzt sind und insbesondere ihre Wirkung im Nahfeld durch aus insbesondere Rosenquarz. o. ä. hergestellte Kristallelemente, wie eine Rosenquarz-Pyramide 3 und ein Moosquarz-Ring 12, erhält. Alternativ wird der Holzstandfuß 8 mit durchgehender Innenbohrung auch als ringförmige Fassung für ein weiteres, vornehmlich aus Quarz bestehendes Kristall 13 z. B. Aquamarin, Turmalin oder Fluorit) vorgesehen und folglich, nach Bedarf, entsprechend bestückt. Hiermit entfällt der (Moosquarz-) Ring 12. Die optimierte Wirkung des erfindungsgemäßen Gegenstandes besteht insbesondere gegen die inzwischen nachweisbaren, thermischen Stresseffekte von nieder- und hochfrequenten Elektrosmog auf den menschlichen Körper. Damit Sie wissen, wie dieses Ding aussieht, hier nun das dazugehörige Bild: funkarmezone-de-patentschrift

Hätten Sie so etwas vermutet? ich auch nicht. Das Thema Elektrosmog ist mit Überraschungen gesegnet. Und Erfinder sind auf der Lauer nach der nächsten Idee, auch wenn diese so scheinbar auf der Hand, pardon: unter dem Rücken liegt, wie die folgende:

Die Erfindung betrifft einen Betteinsatz, bei dem zwischen Bettrahmen und Matratze eine Kupfereinlage zur Abschirmung des Schlafplatzes gegen Störfaktoren, die von Erdstrahlen herrühren, angeordnet ist. Die Kupfereinlage besteht dabei aus zwei Kupferblechen, zwischen welchen Magnetstücke, aneinanderstoßend, über die gesamte Liegefläche verteilt, verlegt sind. Weiter ist noch eine Magnetfolienauflage 90 mal 195 cm (siehe Bez. 4) über den Federeinsatz aufgelegt vorgesehen. Zur automatischen Entladung des Betteinsatzes wurde ein Erdungskabel vorgesehen. Nun steht zu einem gesunden erholsamen Schlaf nichts mehr im Wege.

Keine Angst, wenn Sie es nicht gleich nachvollziehen können. Es gibt ein erklärendes Bild dazu, die Benummehrung ist für die weitere Beschreibung des Patentanspruches erforderlich und soll uns nicht stören: Nach dem Motto "viel hilft viel" werden hier fröhlich die verschiedensten Dinge vermischt, um einen erholsamen Schlaf zu ermöglichen. Schon bei dem Käppi lag es mir auf der Zunge: eine elektrisch leitende Einrichtung sammelt in der Umgebung Wellen ein - das ist das Grundprinzip einer Antenne. Besonders viel, was bei Antennen ja gewollt ist, wird gesammelt, wenn sich die Einrichtung so groß wie eine viertel Wellenlänge des zu empfangenden Senders oder ein vielzahliges davon ist. Irgendwelche leitenden Folien in die Nähe des Bettes zu legen, halte ich für eine Form von Verstärkung der elektrische Felder - das Metallstück zieht diese quasi an. Und es geht weiter: auf diesem Metallstück können Sie sich Ströme vorstellen, denn das ist genau die Aufgabe einer Antenne, das elektromagnetische Feld in einen Strom bzw. in eine Spannung umzusetzen, die ich an dem Empfänger weiterleiten kann.

Wobei die Antenne als Bett eine sehr faszinierende Darstellung ergeben kann. Ich fand in verschiedenen Abwandlungen folgendes Bild eines Lattenrostes, pardon: einer EMV abweisenden Einrichtung, die zwischen Matratze und Lattenrost gelegt wird.

Um Ihnen jetzt nicht Angst zu erzeugen nach dem Stil" in der Abschirmung fließen Ströme", muss man folgendes dazusagen: erstens sind die Ströme sehr klein, zweitens fließen diese nur in der obersten Schicht. Vielleicht haben Sie einmal etwas vom Skin-Effekt gehört, eben dass sich elektrische hochfrequente Ströme nur in der äußersten Schicht eines drahtförmigen Leiters bewegen. So kommt es auch, dass Sie z.B. in einer Konservendose, in die Sie ein starkes hochfrequentes Signal hineingeben, nur auf der Innenseite Ströme nachzuweisen sind, nicht aber auf der Außenseite. Wenn Sie sich das ganze als langen runden oder rechteckigen Körper, als quasi als Rohr vorstellen, haben Sie übrigens einen Hohlleiter. Verständlicherweise passen durch diesen Hohlleiter nur Signale mit einer Wellenlänge, die in der Größenordnung der Geometrie oder kleiner sind. Antennenkabel übrigens führen das Signal in den kleinen Zwischenraum, der mit diesem merkwürdigen Kunststoff gefüllt ist - und nicht, wie man Telefonbauern so gerne erzählt, in der "Seele", wie der Leiter in der Mitte eines Kabel gerne genannt wird. Oh pardon: nur mit Hochfrequenz vertraute Personen nennen es Antennenkabel, es ist natürlich im Elektriker-Deutsch eine elektrische Leitung. Kabel liegen in der Erde, Leitungen darüber... es gibt viele Gruppen, die eine unterschiedliche Terminologie führen.

In der Hochfrequenztechnik versucht man seit Jahren, die aufwendigen Messungen bei der Entwicklung neuer Antennen zu verringern, indem man Modelle zu Hilfe nimmt, die man im Computer berechnen kann. Das klingt zunächst sehr einfach, wird aber komplex, wenn Sie sich vorstellen, dass Sie eine Welle in einem Raum beschreiben müssen. Geht eigentlich auch noch, wird aber dann kompliziert, wenn Sie Übergänge von Innenräumen in den Freiraum haben oder auch wenn Sie von Freiraum (Luft oder Vakuum) in ein anderes Medium (Gas, Kunststoff, Gewebeflüssigkeit) wechseln. Den Übergang berechnet man so, als wenn dort eine unendlich dünne metallische Wand stehen würde, auf der man die Ströme berechnet. Diese Ströme strahlen auf der anderen Seite wie eine Antenne ab - nur eben unter anderen Randbedingungen (angewendet wird zumeist die Momentenmethode, die seit den 50er Jahren bekannt ist –leider existieren jetzt einige Diplomarbeiten, die dies mangels Literaturrecherche nicht berücksichtigen und so tun, als wenn es vor dem Internetzeitalter nicht schon diese Theorie gegeben hätte).

Doch zurück zu unserem Elektrosmog: es beunruhigen ja oft unbekannte Ströme und Störungen von außerhalb der eigenen vier Wände. Beliebte Störquellen, die sich derzeit noch nicht mit den klassischen Messgeräten eines Elektrikers messen lassen, sondern nur durch Wünschelrutengänger und andere, auf besondere Schwingungen reagierende Medien, sind Wasseradern. Insbesondere dann, wenn sich Wasseradern kreuzen oder Steine umspülen, die dann zu Strahlungen angeregt werden. Der Erklärungsvielfalt wolle wir damit genüge getan haben, hier eine vom Erfindern ernstgemeinte Anordnung: Die Erklärung des Erfinders möchten wir so zitieren: Unterirdisch fließende Wasseradern (11) erzeugen ein Magnetfeld, das Strahlung (Erdstrahlung) abgibt. Der messbare Strahlungsaustritt aus dem Erdreich ist keil- oder sektorförmig. Die Erdstrahlen beeinflussen biologische Systeme, wie Menschen, Tiere und Pflanzen. Durch eine elektronisch gesteuerte Magnetspule mit Kern (10) kann die Erdstrahlung (12) abgeschirmt werden. Über und hinter der Magnetspule mit Kern wird der Raum strahlungsfrei. Durch eine Magnetfeldsonde bzw. eine Magnetfeldspule mit Kern, Stromversorgung, Spannungsverstärkung und einem Messwerk kann eine Vorrichtung zur Ortung und Intensitätsmessung geschaffen werden. Eine Magnetfeldspule mit Kern, Stromversorgung und Spannungsregler kann künstliche Erdstrahlung erzeugen. Hier wird also ein Feld mit einem Gegenfeld kompensiert. Die Idee ist übrigens sehr alt, Auslöser für das Patent war vermutlich die Kombination mit dem Wasserader-Magnetfeld. Sie können so ein Gerät unter anderen Bezeichnungen fertig kaufen; es wird in der Praxis eingesetzt, um bei Bildschirmarbeitsplätzen die Störungen durch einwirkende äußere Felder zu verringern. das funktioniert so gut, dass diese doch empfindlichen Techniken (klassische Bildröhren mit einer hochauflösenden Grafik) genutzt werden können, auch wenn in einigen Metern Entfernung eine Bahn vorbeifährt. Straßenbahnen und Eisenbahnen sind die bekannten Erzeuger von störenden Magnetfeldern.

Ich hoffe, dieser kurze Teil hat Ihnen gezeigt, was alles möglich ist, was viele Erfinder ernsthaft glauben und was technisch üblich ist. Die ausgewählten Beispiele sind etwas einfacher gewesen, es gibt zahlreiche Formulierungen, die so hochtrabend bis peinlich sind, dass ich mich nicht traute, diese zu zitieren. Damit möchte ich ausdrücklich nicht den eigentlichen Gedankengang, also die Überlegung, wie man ein potentielles Feld abschirmen oder kompensieren kann, in Abrede stellen.